Ich nehme das Dessert (Aaron und Amélie)

Aaron war sichtlich beeindruckt, von diesem...charakterwandel, innerhalb weniger Sekunden. Vielleicht steckte mehr unter den blonden Haaren als Stolz. ,,Naja, entweder isst du deine kalten Nudeln weiter...oder du naja...vertraust jemandem." ,sagte Aaron. Er sprach etwas lauter als Amélie, hatte die Stimme aber dennoch gesenkt.

Wie sprach er denn mit ihr? Zuerst machte er auf schüchternen Jungen und jetzt?
Das Mädchen krallte die Fingernägel ihrer rechten Hand in die Tischplatte und schob den Teller von sich weg.
Er hatte recht. Irgendwie. Dennoch zögerte das Mädchen. "Warum dir?" fragte sie gerade heraus und wartete gespannt auf eine Antwort.

,,Hab ich von mir geredet?" ,fragte Aaron abwehrend und zog die Augenbrauen hoch. ,,Du kennst mich nicht, Amélie. Nein, du kennst mich garnicht. Ihr denkt allesamt, ich wäre das schüchterne kleine Anhängsel von Leon, aber das bin ich vielleicht nicht. Wer weiß, vielleicht weiß morgen jeder alles was du mir sagst, vielleicht wird es aber auch niemand wissen. Das liegt an dir. Ich kann nur sagen, dass es sich lohnt, jemandem zu vertrauen. Das...naja, das macht Freunde." Aaron lächelte ihr aufmunternd zu, weil er bemerkt hatte, wie kalt seine Rede wohl rüberkommen sein musste und wartete auf ihre Reaktion.

Das Mädchen presste ihre Lippen fest aufeinander und wich dem Blick des Jungen aus. Na wunderbar, jetzt war sie schon zu feige in Aarons Augen zu sehen.
"Es hatte sich ... so angehört. Aber lass mich mal aufzählen: Estelle könnte es weiter tratschen, Océane ist es nicht Wert, solche Aufmerksamkeit zu bekommen. Meine Eltern wollen davon sowieso nichts wissen, meine Cousine schert sich einen Dreck um mich und meine Gefühle und Leon? Klar, dann kann ich es auch gleich irgendwo an die Wand schreiben. Du hast recht, aber wem denn?" widerholte sie erneut und sah auf die Tischplatte.

Aaron verkniff sich wieder ein Grinsen. Allerdings war es ein beeindrucktes, nettes Grinsen. Irgendwie...schien Amélie das Opfer zu sein. ,,Naja, ich kann mich nur wiederholen. Du kennst mich nicht. Ich...ich würd dir gern helfen und naja, ich versichere dir, dass ich niemandem etwas erzähle. Warum sollte ich auch? Nur...auf deine Verantwortung."
Aaron lächelte ihr noch einmal zu und trank einen Schluck Kürbissaft. Er drehte den Kelch in seinen Händen, während er Amélie musterte.

Er wollte ihr helfen? Sicherheitshalber sah sich die Französin um, ob sie jemand beobachtete. War das ein Test? Ein Test, um zu sehen wie leichtgläubig sie war? Da sie niemanden erkannte, zuckte sie nur hilflos mit den Schultern und seufzte.
"Hm ... wo soll ich denn anfangen?" Sie stützte ihren Kopf mit einer Hand ab und drehte eine blonde Stähne um ihren Finger. "Ähm ... zuerst sei mal gesagt, dass ich nicht reinblütig bin" Bäm! So fing eigentlich alles an. Denn schon auf der Reise nach Beauxbaton hatte sie mitbekommen, dass Muggelstämmige nicht wirklich angesehen waren. Und da sie in der Zauberschule sowieso keiner kannte war dies wohl der sicherste Weg.
Nun wusste Aaron etwas, was sonst keiner wusste. Noch nicht einmal Estelle, ihre beste Freundin. Nervös schluckte die Französin und beobachtete die Reaktion des Jungen.

Aaron zog die Augenbrauen hoch und grinste sie schräg an. ,,Das ist dein Problem?" ,fragte er ungläubig. ,,Das...ist doch lächerlich. Es ist doch wohl nicht schlimm, muggelstämmig zu sein...meine Mum war auch ein Muggel." ,sagte er und lächelte ihr (mitlerweile tat er dies schon zu oft) aufmunternd zu.

"Ja!" Sie lachte abfällig und schüttelte leicht den Kopf. "Genau, das wars auch schon. Schön wärs, Aaron ..." flüsterte sie und kniff ihre Augen zu zwei Schlitzen zusammen. Zudem war es schlimm, dass sie nicht reinblütig war. Würde das jemals herauskommen, würde vermutlich keiner mehr etwas mit ihr zu tun haben wollen.

Etwas überrascht musterte er das Mädchen. ,,Nein, ehrlich, Amélie. Wo liegt das Problem?" ,fragte er.

Sie strich sich mit ihrem Zeigefinger kurz über ihr linkes Augenlid und blinzelte ein paar Mal. Wie erbärmlich war das eigentlich?
"Ähm ... an allem? Daran, dass ich mich oft selber hasse? Das ich es einfach nicht ausstehen kann, wenn manche mich als Schlampe bezeichnen und ich selber weiß, dass ich so nicht bin? Dass ich selber weiß, dass ich mich jede Sekunde ändern könnte und trotzdem Freunde hätte und es einfach nicht tue? Und ich habe keine Ahnung wieso! Das ist einfach nur total unlogisch und ich fange langsam an, an mir selber zu zweifeln" endete die Französin und presste ihre Lippen wieder fest zusammen, sodass diese ganz blass wurden.

Aaron musterte Amélie aufmerksam, und zog bei jedem Wort die Augenbrauen ein Stück höher, bis sie schließlich unter seinen Haaren, die ihm etwas im Gesicht hingen zu verschwinden schienen. ,,Okay." ,meinte er nur. Was sollte er darauf auch schon sagen? Er wusste doch nicht umzugehen...mit solchem Mädchenkram.

"Es hört sich total ... unwichtig an. Irgendwie." meinte sie mehr zu sich selbst und beachtete Aaron schon gar nicht mehr. Und jetzt? Sollte sie alles genauer beschreiben? Nein. Nein, ganz sicherlich nicht. Immerhin klang ein 'Okay' nicht wirklich toll.

Aaron suchte zögernd Amélies Blick und atmete einmal tief ein und aus. ,,Versteh mich nicht falsch...ich hab nur keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Sowelche Probleme haben Jungs nicht so oft..."
Aaron sprach langsam, darauf bedacht, nichts falsches zu sagen.

Sie zuckte mit den Schultern und sah erst jetzt auf.
"Verstehe ich schon. Aber das wars. Eigentlich habe ich schon viel zu viel gesagt. Und das dir. Zudem du mich ja vermutlich hasst und ich gar nicht verstehen kann, weswegen du dir das überhaupt anhörst" meinte sie mattlächelnd und versuchte es leicht sarkastisch zu sagen.

,,Oi." ,meinte Aaron. Er verkniff sich ein Grinsen und wich dem Blick, den er gerade noch gesucht hatte aus. ,,Ich hasse dich nicht. Ich kann dich nur nicht so ganz zuordnen." ,bemerkte er.

"Jaja, ist klar" meinte sie und verdrehte leicht die Augen. Vielleicht hatte er recht, dennoch war sich Amélie ziemlich sicher, dass sie eher bei den ungemochten auf seiner Liste war.

Aaron zuckte mit den Schultern. Er mochte sie zumindest nicht genug, um es ihr jetzt beweisen zu müssen. Er verkniff sich ein weiteres Grinsen und griff sich ein Stück Brot, welches vor ihm auf einem Tablett lag.

"Also wars das jetzt?" sagte sie trocken, wobei es vermutlich eher wie eine Frage klang. Sie bobachtete den Durmstrange, währenddessen er das Brot aß.

Aaron schaute die Beauxbatons fragend an. Wusste sie eigentlich selbst, was sie wollte? ,,Ehm, das kann ich nicht beurteilen, schließlich weiß ich nicht, was du so auf dem Herzen hast." ,meinte er schulterzuckend und grinste.

"Seelsorge ist glaube ich, nichts für mich. Weißt du, vielleicht brauche ich einfach mal jemanden, der mich von diesem hohen Ross herunter holt. Ein total langweiliger Mensch, mit dem ich mich normalerweise gar nicht abgeben würde. Aber selbst wenn mir dieser XY begegnen würde, wäre ich sowieso nicht scharf darauf, mich mit ihm ab zugeben" erklärte sie langatmig und war leicht geschockt, dass diese Worte aus ihrem Mund gekommen waren.

Aaron schaute Amy nachdenklich an. ,,Ich bin langweilig." ,entfuhr es ihm. Gut, er war nun in ein Fettnäpfchen getreten. Er hatte sich selbst gedemütigt, aber was soll's. ,,Naja, zumindest wurd das mal gesagt. Und vielleicht gibst du dich ja auch mal mit mir ab...oder wer weiß, vielleicht tust du es schon." ,bei dem letzten sah er sich kurz um und zwinkerte ihr zu.

"Ähm ..." Ihr Mund klappte auf, doch sie brachte keinen Ton hervor. Tse, selber beleidigt. Das war doch eigentlich ihre Aufgabe, oder?
Sie dachte kurz nach. "Würde ich das nach diesem Gespräch hier wirklich tun? Mal ganz ehrlich - wohl eher nicht. Und wieso? Genau DAS ist mein Problem" erklärte sie Aaron und kreiste mit ihrem Finger über den Becherrand.

,,Gut, dann nicht." ,meinte Aaron und grinste noch immer. Amélie dachte jetzt sicher, er wäre irgendwie deprimiert, war er aber nicht. Er machte sich nichts aus der Meinung derjenigen, die es offensichtlich viel Schlimmer getroffen hatte als ihn selbst.

"Das wird nichts" meinte sie leise nach einer Zeit und schlug ein Bein über ihr anderes. Die beiden passten wirklich überhaupt nicht zusammen und irgendwie konnte Amélie noch nie etwas mit dem Satz 'Gegensätze ziehen sich an' anfangen.

,,Ich hab von keiner Partnerschaft gesprochen." ,bemerkte Aaron und verkniff sich ein Lachen. ,,Ich dachte, wenn du mal einen Freund brauchst..." er ließ den Satz in der Luft hängen, denn jeder wusste was er bedeuten würde.