Die Schlossküche

Sophie && Raven

~cf - Eingangshalle

Raven gab kein Kommentar weiter zur Anmerkung über den sogenannten Dunklen Lord. Er hatte bereits gesagt, dass er diesen Streit ebenfalls dämlich fand. Was Voldemort anging, verstand er den ganzen Aufruhr eigentlich nicht. Er dachte der Typ wäre tot, weshalb also diese Aufregung? Gut, okay es gab noch eine Hand voll Spinner, die ihm weiterhin ergeben waren, aber genug von ihnen steckten in Askaban. Es bestand doch also nicht wirklich Gefahr. Oder? Zumal, man lebte doch mittlerweile fast im 21. Jahrhundert. Die Länder arbeiteten zusammen und man half doch gegenseitig. Da es sich um ein globales Problem handelte, konnte es global gelöst werden. Dann hieß es sowieso zwei oder drei gegen den Rest der Welt. Panik war doch da eher unangebracht.
Aber wahrscheinlich war der Großteil der Leute einfach noch nicht tolerant genug und der ganze Unfug mit Blutstatus und Geldwert noch viel zu tief verankert. Letztlich waren die Zauberer also nicht besser, als die naiven Muggel.
„Wenn solchen Leuten einfach keine Beachtung geschenkt werden würde, würde es erst gar nicht so weit kommen.“ war das einzige, was er dazu sagte.
Die beiden kamen an zwei anderen Schülern vorbei, doch Raven nahm diese gar nicht wirklich für voll.
Er erlaubte sich lieber einen etwas genaueren Blick an Sophie hinunter, als auch diese sich die Winterkleidung auszog. Das Mädchen sah wirklich nicht schlecht aus.
Dann ging es weiter in die Küche, wie von Raven vorgeschlagen. Sie waren nicht die einzigen, die hier Wärme und heiße Getränke suchten, doch genauso wenig wie Raven und Sophie ihnen, schenkten die anderen den zweien auch keine Beachtung. „Jeder ist immer nur mit sich selbst beschäftigt.“ ging es dem Jungen kurz durch den Kopf. Manchmal war das ja ganz gut, aber oft genug gab es Situationen, wo man sich doch mehr Umsicht erwartete.
Sie suchten sich einen freien Platz und freuten sich schließlich, als sie die warmen Becher mit der dampfenden Schokolade in Händen hielten.
„Hast du für heute noch etwas vor? Der Tag ist ja noch nicht so sehr voran geschritten.“ Raven schaute kurz auf seine Armbanduhr. Naja, sie hatten doch schon eine ganze Weile geredet.
„Wenn du dich mit jemand anderen treffen möchtest oder so, dann kannst du dich ruhig auf den Weg machen. Fühl dich nicht gezwungen bei mir zu bleiben.“ Meinte er höflich. Sophie musste nicht bei ihm hocken, nur weil sie es für freundlich hielt. Er wollte niemandem auf die Nerven gehen.

Raven &&. Sophie

cf: Eingangshalle

Während sie durch die Gänge gingen, hing Sophie ein wenig ihren Gedanken nach. Nebenbei bemerkte sie, wie einige andere Schüler sie anschauten und aufgeregt miteinander tuschelten. Darauf gab sie nichts. Aber spätestens heute abend im Gemeinschaftsraum durfte sie sich das Gequatsche und Getratsche der Klatschweiber anhören. Darauf 'freute' sie sich schon- Also hieß es schleunigst in den Mädchenschlafsaal zu kommen, damit sie ihre Ruhe hatte. Und vielleicht ignorierte man sie aber auch- Schließlich war sie nicht gerade bekannt, wenn es nicht gerade um Quidditch ging und jetzt wusste sie auch, wo sie Raven gesehen hatte. Er spielte im gegnerischen Quidditchteam. Nur wusste sie nicht seine genaue Position. Aber als Treiberin war sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
"Da magst du vielleicht recht haben. Aber die Leute suchen ja nur nach solchen Themen, weil sie keine anderen Hobbys haben." erwiderte sie kühl.
Für sie war dieses Thema beendet.
Bald hatten sie endlich die Küche erreicht. Die Tür ging auf und sie waren scheinbar nicht die einzigen, die nach einer heißen Schokolade gesucht hatten oder nach einem warmen Tee. Aber Schokolade war hier fast angebrachter.
In der Küche war es noch wärmer als in der Eingangshalle. Sie krempelte etwas ihre Ärmel hoch. So war es gleich viel angenehmer. Sophie und Raven setzten sich an einen Tisch und bekamen sogleich von den Hauselfen eine heiße Schokolade serviert. Als wenn sie es gewusst hätte. Kritisch betrachtete sie die Hauselfen. Eigentlich war so eine Sklaverei unmenschlich. Nur wirkten die magischen Wesen zufrieden und glücklich. Leise bedankte sie sich bei der Hauselfe und die Hauselfe strahlte sie glücklich an und wuselte dann davon.
Natürlich hatte sie eben Ravens Blick bemerkt, als sie ihre Jacke ausgezogen hatte. Nur hatte sie dies geflissentlich ignoriert.
"Eigentlich hatte ich vor gehabt, nach Hogsmead zu gehen mit einem Kumpel. Dieser scheint aber momentan kein Interesse zu haben." erwiderte sie verbittert und betrachtete die schokoladige Flüssigkeit vor sich. Sogar Zimt hatten sie reingemacht. "Glaub mir, hätte ich was anderes vor oder dergleichen, würde ich jetzt wohlkaum mit dir hier sitzen und eine heiße Schokolade trinken." fügte sie hinzu und hob leicht eine Augenbraue hoch.
"Ich weiß jetzt, warum du mir so bekannt vor kommst. Ich habe dich schon öfters gesehen. Im gegnerischen Quidditchteam. Nur weiß ich nicht genau, welche Position du hast." sagte sie plötzlich.

Raven nickte ebenfalls dankend, als die Elfen die Schokolade gebracht hatten. Es war einfach nicht seine Art, alles als selbstverständlich hin zu nehmen. Selbst zuhause bedankte er sich immer bei ihrem Elfen und seine „Befehle“ enthielten stets ein „Bitte“.
Als sie wieder ungestört waren, setzten sie ihr Gespräch fort. Sophie erklärte ihm, dass sie eigentlich vor gehabt hatte, nach Hogsmead zu gehen, aber ihr Begleiter sie versetzt hatte. Außerdem versicherte sie ihm, dass sie nichts weiter vor hatte. Ein schiefes Lächeln huschte kurz über sein Gesicht, über die Art, wie sie es ihm sagte. Innerlich war er aber ganz froh, dass sie keine anderen Pläne hatte. Es gefiel ihm ziemlich gut, sich mit ihr zu unterhalten und ihre Ansichten waren plausibel und gut begründet. Außerdem nahm sie kein Blatt vor den Mund, sondern sagte frei heraus, was sie dachte. Sie war keiner dieser Speichellecker, die immer nur „Ja“ sagten und derselben Meinung war, wie man selbst.
Schließlich kam das junge Mädchen auf das Quidditchteam zu sprechen. Wo sie es so anmerkte, sie hatte Recht. Er konnte sich ebenfalls entsinnen, dass sie im Quidditchteam von Gryffindor spielte. Dass es ihnen beiden nicht sofort eingefallen war, lag an ihren Positionen. Denn die hatten kaum miteinander zu tun.
„Ja, du hast Recht. Ich bin Hüter bei den Slytherin. Du bist glaube ich Treiber, soweit ich mich erinnere, oder?“ Er entsann sich, sie einmal dabei beobachtet zu haben, wie sie Malfoy einen Klatscher nachgejagt hatte. Tja, man lebte auf dem Spielfeld eben gefährlich.
„Wenn du immer noch nach Hogsmead möchtest und einen Begleiter suchst, könnte ich mit dir gehen.“ sprach er weiter. „Mir ist sowieso stink langweilig und mit den anderen Slytherin muss ich nicht wirklich Zeit verbringen.“ meinte Raven sarkastisch. Freunde hatte er im grünen Haus bisher keine gefunden. Jedenfalls nicht solche, die es wirklich verdient hätten „Freund“ genannt zu werden. Es waren eben nichts weiter als Schulkollegen. Nur mit sehr, sehr wenigen würde sich Raven auch wirklich einlassen wollen.
„Aber vorher sollten wir uns ruhig noch etwas aufwärmen … und du solltest dir doch ein paar Sachen mehr anziehen. Nicht dass du mir noch auf dem Weg doch noch erfrierst.“ meinte er schelmisch.

Sophie betrachtete ihre weiße Porzellantasse und beschloss ein wenig von der flüssigen, heißen Schokolade zu trinken, bevor sie kalt wurde und nicht mehr schmeckte. Vorsichtig fasste sie sie am Henkel und schlürfte ein wenig davon. Sie schmeckte ganz wunderbar. Hier gab es eindeutig die beste Schokolade auf der ganzen Welt. Sophie wischte sich den Schokobart, den sie nun bekommen hatte, mit dem Zeigefinger weg und leckte sich die übrige Schokolade vom Zeigefinger ab. Die Tasse stand bereits wieder vor ihr und hatte ein wenig an Masse und Gewicht verloren.
Jetzt kamen sie an ein Thema, welches sie richtig interessierte. Quidditch. "Ah, darum habe ich dich noch nie wirklich gesehen. Und genau, das hast du richtig beobachtet. Ich bin Treiberin. Nun ja, unsere Positionen haben nicht wirklich viel miteinander zu tun. Anders wäre es, wenn ich Jägerin wäre, was ich aber nicht bin." Treiberin war schon gut. So konnte sie ihre ganze schlechte Laune immer an ihren gegnerischen Spielern auslassen.
Sophie schaute ihn ungläubig an. "Bist du dir sicher? Nicht, dass es mich je interessieren würde, aber ich glaube die meisten unserer Mitschüler würden sich wahrscheinlich den Mund zerreißen." sagte sie monoton. "Oh schaut mal, ein Slytherin und eine Gryffindor, das geht doch nicht." äffte sie sie nach und schmunzelte danach leicht. Raven erinnerte sie fast an Aaron. Der Gedanke an den Durmstrang ließ sie kurz seufzen. "Ich habe nichts dagegen, wenn wir zusammen nach Hogsmead gehen. Ich brauche noch ein paar Geschenke für meine Familie." erklärte sie ihm. Was sie ihren Großeltern aber genau schenken sollte, wusste sie nicht. Irgendetwas praktisches musste es sein. Sowas konnte man immer gebrauchen. "Verständlich. Würde ich auch nicht. Die meisten Slytherins sind einfach dämlich." sagte sie und nickte kurz zur Bestätigung, um im nächsten Atemzug ihre Augen zu verdrehen. "Ich erfriere schon nicht. Schließlich bin ich nicht irgendwie aus Zucker." antwortete sie ihm darauf. "Aber zu allererst trinke ich meine heiße Schokolade aus." sagte sie und lächelte. Ja, Sophie lächelte leicht und schlürfte wieder leise an ihrer heißen Schokolade.

Raven musste lachen. „Stimmt, wenn du Jägerin wärst … aber dann müsste ich wahrscheinlich Angst haben.“ meinte er frech und grinste. Wenn sie schon als Treiberin so gnadenlos war, wie er es sich vorstellen konnte, dann wäre sie als Jägerin ein noch härterer Brocken.
Er trank einen Schluck Schokolade, wobei dieser etwas groß ausfiel und er das Gesicht leicht verzog, weil das Getränk noch so heiß war. Ein Schauer lief ihm den Rücken herunter, als er hinunter schluckte und spürte, wie die Wärme sich in seinem Körper ausbreitete.
Der Junge lächelte wieder schief, als Sophie die anderen Schüler auf den Arm nahm, die auf Garantie heillos über sie tuscheln würden.
„Hoffentlich zerreißen sie sich nicht nur den Mund, sondern auch die Zunge, dann haben wir Ruhe. Oder noch besser … sie ersticken an ihren Worten.“ meinte er wieder kühl sarkastisch. Was daran so schlimm war? Er scherte sich nicht drum. Außerdem gab es schließlich hier auch Geschwisterpaare auf Hogwarts, die jeweils zu unterschiedlichen Häusern gehörten. Da sagte auch keiner was. Und zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Häuser bestanden auch anderswo Freundschaften. Natürlich war es schon etwas … naja „besonderes“ wenn sich ein Gryffindor und ein Slytherin so gut verstanden, aber letztlich war es doch dasselbe. Verflucht und selbst wenn! Raven würde sich kein bisschen darum scheren. Er hatte es bisher nicht getan und würde jetzt auch nicht damit anfangen. Sollte es nur jemand wagen ihm deshalb dämlich zu kommen. Er würde es demjenigen schon zeigen!
„Wie gesagt, ich begleite dich gern. Mich schert das Gerede anderer nicht. Die kommen schon drüber hinweg und in ein paar Wochen interessiert es dann eh niemanden mehr.“ meinte Raven gelassen und trank wieder einen Schluck, dieses Mal aber einen kleineren.
Er verschluckte sich aber fast wieder, als Sophie ob seiner „sorgenden“ Worte die Augen verdrehte. Nein, sie brauchte wirklich niemanden, der auf sie aufpasste, das konnte sie gut allein. Jedenfalls konnte sie gut kontern und sich zur Wehr setzen.
„Pha, um nichts in der Welt gehe ich, bevor der Becher leer ist! Und wenn ein Bus drüber fährt!“ meinte Raven spaßend. Es bestand auch schließlich kein Grund zur Eile. Sie hatten noch fast den ganzen Tag Zeit um nach Hogsmead zu gehen und soooo weit war das nun auch nicht entfernt. Außerdem war Samstag, da war so oder so nichts anderes los und sie mussten auch nicht früh aufstehen, weil der Unterricht am folgenden Tag anfing. Da konnte man sich dann ruhig so viel Zeit lassen, wie man wollte.
„Wenn du Geschenke kaufst, fährst du doch sicher über die Weihnachtsferien nach Hause oder?“

Sophie schmunzelte leicht. "Natürlich müsstest du Angst haben. Gerade vor mir." Ein boshaftes Funkeln war in ihren Augen zu erkennen. Ein Slytherin sollte sich immer vor einer Gryffindor fürchten, vorallem vor Sophie. Sie würde es jedem doppelt so mies heimzahlen. Eigentlich war sie ja nicht nachtragend. Aber manchmal rächte sie sich schon gerne, auch wenn sie dies nur ungerne zugab.
Die Gryffindor beobachtete den Slytherin. "Zu schnell getrunken?" fragte sie ihn spöttisch. Es war ziemlich ungesund, wenn man zu schnell heiße Schokolade trank. Dabei verbrannte man sich doch eh nur die Zunge und es fühlte sich eklig an. Gut, dass sie immer bei solchen Sachen aufpasste. "Ja, das wünsche ich denen auch." murmelte sie kaum hörbar. Vorallem den Tratschweibern wünschte sie sich das. Die waren am schlimmsten. Und setzten vorallem fiese Gerüchte in die Welt.
Trotzdem war es ihr reichlich egal, was die anderen über sie sagten. Sie hatte sich eine Mauer aufgebaut und hoffte auch das gleiche für Raven.
"Stimmt. Das Trimagische Turnier ist auch viel spannender." meinte sie schmunzelnd. "Sollen die lieber über die Champions als über uns ablästern." Ihr Blick war auf ihre Schokolade gerichtet und sie umklammerte sie fest mit ihren Händen. So wurden sie ein wenig gewärmt.
"Verschluck dich nicht." meinte sie spöttisch und lächelte wieder kühl. Sophie wirkte immer kühl auf andere. Und auch ziemlich desinteressiert, wobei es momentan nur ihre kühle Art war, die Raven zu Gesicht bekam. Würden sie sich aber noch öfter treffen, würde sie wohl langsam auftauen.
"Na, das möchte ich sehen." sagte Sophie provozierend und ihre Augen funkelten belustigt. Ein Bus sollte drüber fahren? Das wäre sicherlich amüsant anzusehen. Wie schlürfte Sophie an ihrem Kakao herum und leckte sich die restliche Schokolade von den Lippen. In den nächsten Tagen würde sie öfters hier herkommen.
Auf seine Frage zuckte sie nur gelassen mit ihren Schultern. "Keine Ahnung. Es reicht auch, wenn ich sie meinen Großeltern zuschicke." erwiderte sie und bemerkte gar nicht, die Bedeutung ihrer Worte. Statt Eltern hatte sie Großeltern gesagt. Wie würde er wohl darauf reagieren?

Die Kleine hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren, das musste man ihr lassen. Zwischen den beiden konnte wirklich so etwas wie eine Freundschaft entstehen, wenn es so weiter ging. Sophie war ihm jetzt schon sympathisch. Mit einigen Charakterzügen erinnerte sie ihn an sich selbst. Die leichte, kühle Zurückweisung, die steinerne Fassade, die die Gefühle verbarg. Stille Wasser waren tief, das bestätigte sich immer wieder.
Das Mädchen lächelte, als er sich verschluckte und kommentierte dies mit kleinen Spitzen. Raven konnte darüber nur selbst grinsen. Er wischte sich den Schokobart vom Mund und meinte noch immer schmunzelnd: „Siehst du, das ist die Strafe, wenn man die ‚böse‘ Wahrheit über andere sagt und ihnen gerechte Strafe wünscht.“
Nachdem er Sophie getroffen hatte und sie sich nun so „nett“ unterhielten, schien der Tag doch noch vielversprechend zu werden. Auf jeden Fall würde es nicht so schnell wieder langweilig sein, solange sie bei ihm war.
Als sie ihm auf seine Frage über die Pläne ihrer Weihnachtsferien antwortete, konnte er erst mal nur „Hmmm…“ machen. Raven besaß eine schnelle Auffassungsgabe und konnte schnell analysieren und kombinieren. Genau das tat er jetzt mit Sophies Worten, denn diese hatten ihn doch etwas stutzig gemacht. Begeistert klang das Mädchen nicht wirklich und sie erwähnte auch nur ihre Großeltern. Wieso?
Raven selbst liebte seine Familie und es genügte ihm, solange er wenigstens dort Liebe, Vertrauen und Schutz fand. Würde es dort einen Bruch geben, würde seine Welt wohl in tiefster Dunkelheit versinken. Freundschaft und vor allem das was die Familie für ihn ausmachte, waren das wichtigste für ihn.
„Ich möchte dir wirklich nicht zu nahe treten, aber du scheinst dich nicht besonders mit deiner Familie zu verstehen? Es klang nicht wirklich begeistert.“ er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr „Hast du dich mit deinen Eltern gestritten oder mit deinen Großeltern? … Man erwähnt ja nicht ohne Grund eine bestimmte Seite der Familie bzw. lässt die andere weg.“
Er tat etwas beiläufig, behielt Sophie aber über den Rand seiner Tasse im Auge, während er sich gemächlich der Schokolade widmete. Wie gesagt, gingen ihn fremde Angelegenheiten nichts an, trotzdem konnte man ja fragen, das kostete ja nichts. Außerdem, wenn man Vertrauen oder gar Freundschaft aufbauen wollte, sollte man schon etwas über den anderen Bescheid wissen. Zumindest war das Ravens Meinung.

"Die ehrlichen Menschen haben es immer schwer." erwiderte sie nur schulterzuckend und strich sich eine lose, haselnussbraune Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr, die aus ihrem Zopf geschlüpft war. Sophie hatte ein gutes Gefühl bei Raven. Für einen Slytherin war er erstaunlich nett und zuvorkommen. Sie verstand nicht, warum er gerade in dieses Haus eingeteilt wurde. Schon unverständlich. Schließlich war er viel zu nett dafür, fand sie.
Und plötzlich wurde Sophie gerade selbst bewusst, was sie da gerade gesagt hatte. Innerlich fluchte sie heftig. Warum hatte sie nicht besser aufgepasst? Es war doch nur natürlich, dass er fragen würde. Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum bis sie leicht spröde und etwas blutig wurde. Ein Zeichen ihrer Nervosität. "Das ... ist eine lange und ganz sicher eine sehr uninteressante Geschichte." erwiderte sie nur darauf. Hoffentlich würde er es bei dieser einen Frage belassen. Schließlich kannte sie ihn auch nicht richtig. Und das sagte sie ihm auch. "Ich kenne dich noch nicht lange genug, um dir gleich mein ganzes HErz auszuschütten." erwiderte sie kühl und mit einem Hauch Sarkasmus in der Stimme und schlürfte munter an ihrer Schokolade weiter. So als wäre nie etwas gewesen.
Kurz erwiderte sie seinen Blick über den Rand der Porzellantasse, während sie schlürfte, blickte dann aber wieder weg. Das Mädchen musste besser aufpassen, was sie sagte. Daher wechselte sie schnell das Thema, als sie ihre Tasse auf den dunklen Holztisch absetzte und ihn wieder anschaute. "Und, was machst du in den Ferien? Fährst du zu deiner Familie?" Kurz flackerte die Sehnsucht nach einer richtigen Familie auf. Sicher, sie liebte ihre Großeltern. Aber vermisste viel zu sehr ihre richtigen Eltern. Sie würden nie wieder kommen. Dessen war sie sich schon lange bewusst. Das war die traurige Realität.

Raven schwenkte leicht seine Tasse, an deren Boden nur noch die dunkle, cremige Schokomasse klebte, die grundsätzlich übrig blieb, egal wie viel man umrührte. Er lehnte sich zurück und stellte die Tasse schließlich ab.
„Wie gesagt, erzähle, was du mir erzählen willst. Was nicht, behalte für dich. Ich zwinge niemandem mir irgendetwas zu erzählen.“
Jeder hatte seine Geheimnisse oder unangenehme Erinnerungen, die er lieber vergessen wollte, statt darüber zu reden. Raven konnte so etwas verstehen und bohrte deshalb nicht weiter. Mit der Zeit würde man sich schon bestimmte Dinge ans Herz legen, oder eben nicht. Er selbst würde ihr auch nicht gleich alles auf die Nase binden.
Sophie wechselte das Thema und fragte deshalb ihrerseits, was er in den Ferien plante. Ihr Gesicht nahm dabei einen seltsam wehmütigen Ausdruck an. Raven runzelte kurz die Stirn, sagte dann aber schließlich: „Hm… nein ich denke eher nicht. Meine Eltern haben auf Arbeit ziemlich viel zu tun. Sie sind also nur gestresst, da kommt keine Weihnachtsstimmung auf. Meine Schwester ist bei unseren Großeltern mütterlicherseits eingeladen und mein Großvater kann sich auch gut allein beschäftigen. Wahrscheinlich trifft er sich mit irgendwelchen alten Freunden und spielt Bridge oder weiß der Teufel was. Es ist also nicht nötig, dass ich nachhause fahre.“
Nachdem sie beide ihre Tassen geleert hatten, stand er langsam auf und streckte sich kurz.
„Außerdem ist ein Weihnachtsfest hier sicher auch interessant. Ich hab hier komischerweise noch nie Weihnachten gefeiert.“ fügte er noch an. Er nahm seinen Mantel, den er über die Stuhllehne gelegt hatte.
„Woll‘n wir? Oder möchtest du vorher noch etwas anderes erledigen?“ Raven blickte Sophie abwartend an. Je länger sie hier saßen, desto mehr verstrickten sie sich grade nur in Themen, die ihnen unangenehm waren oder über die sie nicht unbedingt sprechen wollten. Also war es besser zu gehen, diese Gespräche zu beenden und sich gänzlich anderen Themen zu widmen.


(ooc: sry fürs lange warten heute, war den ganzen tag unterwegs x.x ...)

[Macht nix ^^ Noooin, meine Antwort war weg oO Jetzt darf ich sie nochmal schreiben -.-

"Danke." sagte Sophie nur. Warum bedankte sie sich eigentlich? Sowas war doch selbstverständlich. Ehrlich gestanden war sie froh, dass er sie nicht weiter drängte. Das rechnete sie ihm hoch an und war ein Pluspunkt auf ihrer Sympathieskala. Vielleicht, wenn sie genügend Vertrauen zu ihm aufgebaut hatte. Vielleicht würde sie es ihm dann erzählen. Und vielleicht verstand er sie sogar. Aber bis dahin war es noch ein langer Weg. Sophie vertraute selten jemanden. Ihr Vertrauen wurde oft benutzt. Es bedarf schon einiger anstrengener Arbeit um diese harte Nuss zu knacken. Nämlich sehr viel Feingefühl und Verständnis. Und wenn man es dann geschafft hatte, hatte man eine sehr gute Freundin gewonnen. Aber so genau wollte sie sich nun auch wieder nicht mit diesen Gedanken befassen.
"Oh, das tut mir Leid." sagte sie ehrlich betroffen. Es war schrecklich ihrer Meinung nach, wenn die Eltern nicht mal Zeit am Fest der Liebe hatten. Gerade dann sollte man sich freinehmen. Und das sagte Sophie auch. "Ich finde, gerade am Fest der Liebe sollte man sich Zeit für seine Liebsten freinehmen." sagte sie leise und schlürfte ihre Tasse heiße Schokolade aus bis noch ein cremiger, schokoladiger Satz da war. Noch einmal leckte sie sich die restliche Schokolade von den Lippen und stellte dann geräuschlos ihre Tasse auf den Holztisch. "Nun ja, hier ist es aber auch ganz schön, Weihnachten zu verbringen. Überall hängen Mistelzweige. Alles ist schön dekoriert." sagte sie und ein wenig Schwärmerei war zu hören. Sophie mochte Weihnachten. Besonders die vorweihnachtliche Adventszeit.
Auch Sophie erhob sich, stellte den Stuhl an den Tisch und nahm ihre Jacke, die sie sich wieder ihren Arm hängte. "Nein, ich habe nichts mehr zu erledigen." sagte sie und schüttelte den Kopf. "Lass uns gehen." sagte sie schlussendlich und bewegte sich anmutigen Schrittes aus der Küche.

tbc: Hogsmead (Oder wo auch immer sie hingehen wollten oO)